Im Oktober 2021 wollte die weissrussische Botschaft am Fernwehfestival, Bern einen Kulturabend ausrichten. Die Organisatoren fragte alle Vertretungen an, unabhängig von der politischen Situation. Das hatte im Vorfeld zu Kontroversen geführt, und Aktivisten hatten die «Propaganda Veranstaltung» für Weissrussland verhindern wollen. Dies gelang ihnen auch, das Hotel sagte aus Rücksicht auf Mitarbeiter ab.
Weissrussland wollte wahrscheinlich etwas gegen das angekratzte Image tun. Ein schönes Programm wurde vorbereitet, doch die Kultur wurde politisch gedeutet und musste damit verboten werden. Am Ende ist ja alles politisch, doch wem wird damit geholfen? Wenn alles in Ausgrenzung mündet, steigert sich die Wut. Trotz allem muss der Dialog gesucht werden.
Die WOZ beleuchtet den Fall in folgendem Artikel, verweist aber nicht auf das Thema «Doppelstaatsbürgerschaft». Mir als Doppelbürger wurde erklärt, nur im Land, wo der Lebensmittelpunkt stattfindet, seien politische Rechte auszuüben. Es dürfe kein Vorrecht sein, dass sich gleich zwei Länder um einen kümmern müssen.
Artikel der WOZ zum Anlass von Belarus
In der Schweiz gibt es die Möglichkeit eine Demonstration anzumelden. Die wird in der Regel genehmigt, und die Polizei kümmert sich um die Sicherheit. Wilde Aktionen von einer Gruppe aus können verständlicherweise zu Angst führen, wie dies nun in Bezug auf das Hotel war. Eine Demonstration anzumelden wäre der rechtsstaatliche Weg. Freiheit ist ein hohes Gut und bringt mehr als Verbote.
Die Stellungnahme der weissrussischen Botschaft ist hier zum Download. Hier wird die Angelegenheit als «hemmungslos» dargestellt und als «Verhinderung der Arbeit der Botschaft.» Wäre es nicht besser gewesen die Veranstaltung an einen Verein abzugeben?
Alles vergessen? Eine Diskussion zur Absage suchte ich in den Medien vergeblich. Dabei war die Absicht der Organisatoren insofern gut, dass verschiedene Länder sich beteiligen. Genauso ist es natürlich legitim auf Verletzung von politischen Rechten in Weissrussland hinzuweisen. Anderseits muss man auch verstehen, dass es manchmal schlichtweg unmöglich ist alle Anliegen anzugehen, denen man begegnet.
Ich hoffe dennoch, dass der Weg «einer internationalen Schweiz 2022» weiterhin nachgegangen wird. André Lüthi, Chef von Globetrotter meinte einmal, mehr als die Hälfte der Welt könnte nicht mehr bereist werden, würde man politisch korrekt handeln. Hinsichtlich dessen denke ich, durch Begegnung setzten sich eher Veränderungsprozesse in Gang als durch Isolation.